Dienstag, 22. Januar 2013

Andres - Second Time Around (La Vida)


Hach Detroit...
Wie machen die das bloß? Immer wieder gebiert diese Stadt Musiker, die nicht einfach nur Musik machen, sondern einen besonders großen Fussabdruck in der Welt der Tanzmusik hinterlassen. Berry Gordy und sein Motown-Label, die Belleville 3, Jeff Mills, Moodyman, Theo Parrish, Kyle Hall - es muss was mit dem Trinkwasser zu tun haben, und wenn ich rausfinde, was das ist, speise ich es in die Wasserversorgung des ganzen Ruhrpotts ein.
Wo war ich? Dez Andres, genaau. Gehört ebenfalls in diese Reihe da oben. Als Andres hat er 2012 nicht weniger als die Single des Jahres abgeliefert: "New For U" blickte von ganz oben auf die Jahresendcharts von De-Bug, Resident Advisor, Little White Earbuds, you name it. Nur die Leser der Groove wählten diese schmierige Klangkarussel-Nummer (heissen die so?) an die Spitze. Pfui...

Andres' Sound jedenfalls setzt sich aus einer großen Prise Hiphop (schließlich war der Mann der DJ von Slum Village...), zwei Löffeln Disco, ebenfalls zwei Löffeln House (von der roughen Sorte), einer Prise Vocalsamples, wenn gerade welche im Haus sind,  und einer Tüte Grass zusammen. Mit Detroiter Trinkwasser aufkochen, 45mal umdrehen umrühren.
"Skate This Way" hat die gleiche transparente, mitreissende Qualität wie "New For U", setzt aber wniger auf jazzige Keys, sondern auf sehr prominemte Streicher. Der Beat bounct extrem locker und schon fühlst du dich absolut relaxed, kannst aber nicht mehr stillstehen. Ein würdiger Nachfolger, würde ich sagen.

Dienstag, 15. Januar 2013

Mix Roundup

Brüder und Schwestern, was sag ich -  Soulbrüder, Soulschwestern, ich glaube, es wird mal wieder Zeit für eine Handvoll ausgesuchter Mix-Action!
Sagte ich gerade Soul? Dem "Dub Disco Desaster"der Wahlpariserin Emanuela De Luca tropft der Soul aus allen Poren (wobei das Wort Dub hier nichts mit Delay zu tun hat). Eine Stund lang reiht sie Obskure Discotracks aneinander, die einem häufig irgendwie bekannt vorkommen, so dass man schwören möchte, gerade Earth Wind & Fire oder einem selten gespielten Michael Jackson Song zu lauschen. Aber Pustekuchen! Eins ist mal klar: wer sich nicht ernsthaft bis fanatisch mit diesem Zeug auseinandersetzt, der kennt hier nix.



Wo wir gerade von Dub sprachen: was macht eigentlich Langenberg? Der Ex-Mild Pitch Mann kam dem Ende des von ihm mitbetriebenen Labels zuvor, indem er nach Berlin entschwand, wo er zuletzt eine 12" namens "The Finisher" auf Dessous Recordings rausbrachte, von der der Track "Wait State" hier vertreten ist. Coole Sache, mal wieder von ihm zu hören, insbesondere, weil er sich hier in Top-Form zeigt.
 Viel Spass macht auch auch der Mix von Throne Of Bkoods Mike Friedmann, den er für die Internet Radioshow des mir bisher unbekannten Herrn namens Mike B. aufgenommen hat.  Toller Stoff von durchweg nur den coolsten Labels, zwischen discoidem House und poppigem Techno mäanderns und mit Mörderzug zur Tanzfläche.


Zum guten Schluss noch einer, auf den man sich immer wieder verlassen kann - the most reliable man in the biz, Mister Thomas Herb! Gefühlt wöchentlich überzeugt der Mann mit seinem Partner Show-B bei den Compost Black Label Sessions. Mitreissende Mixes, die keine Gefangenen machen, sondern  vollgestopft sind mit alles gebenden Souldiven, House-Pianos und Discostreichern. Natürlich auch hier:

Montag, 14. Januar 2013

Donnie Tempo - Systems On (Clone)

Donnie Tempo hat ausser einer EP von 2001 auf Larry Heards Alienated bisher keine Spuren im Netz hinterlassen. Sein neues Label Clone strickt ihm dennoch die Legende, "der mysteriöse Donnie Tempo" veröffentliche schon seit gut 20 Jahren Houseplatten, wenn auch womöglich unter anderem Alias - Legenden verkaufen sich halt besser...
Dabei hat unser Mann das gar nicht nötig, befindet sich auf "Systems On" doch durchweg tolles, Chicago-beeinflusstes oldschooliges House-material.
Heftige, bollerige Bassdrums treffen auf 303s, verzerrte Maschinenvocals auf bleepige synth. 3 tolle Tracks, denen bei aller Ruppigkeit der Soul aus den Ohren laäuft.

Mittwoch, 9. Januar 2013

Meine erste Schallplatte:- Hans Nieswandt über Sailor - Trouble


Ok. werte Leserschaft, frohes Neues und alles und WHAT A WAY TO START 2013!
No introduction necessary, Hans Nieswandt gibt uns die Ehre seine erste Langspielplatte, wie man damals sagte, mit uns zu teilen!

Ich muss zugeben, es gibt zwei erste LPs in meinem Leben: die erste in meinem Besitz. Und die erste selbstgekaufte. Erstere besitze ich immer noch, es handelt sich dabei um das exzellente Album „Keeps Us Off The Streets“ der englischen Jeansband Hello, erschienen 1975. Ich hatte es damals meiner Mutter in einem Freiburger Kaufhaus abgebettelt, weil ich „New York Groove“ so cool fand, und das tue ich bis heute. Mit Hello liege ich bis heute goldrichtig. Aber ich habe diese Platte eben geschenkt bekommen, das gilt irgendwie nicht.
Mein erstes selbstgekauftes Album kam nicht viel später, im selben Jahr. Ich hatte entschieden, mein karges Taschengeld ausgerechnet in das Album „Trouble“ der ebenfalls englischen Band Sailor zu investieren. „A Glass Of Champagne“, neben „Girls, Girls, Girls“ das bekannteste Lied der Platte und der Band überhaupt, fand ich nämlich auch super. Während ich aber Hello in all den Jahren, die seitdem vergangen sind, nicht ein einziges Mal in Frage gestellt habe, verkaufte ich Sailor schon wenige Jahre später. Leute, die seit neuestem Van-Der-Graaf-Generator- und Guru-Guru-Platten hatten, konnten unmöglich auch welche von Sailor haben, so meine törichte, juvenile Auffassung. Wegen solchen sogenannten „Häutungen“ habe ich eine Menge Platten unterwegs verloren, um die es mir heute sehr leid tut. Allerdings nicht um „Trouble“.
Denn natürlich war ich von „Trouble“ schon bald ziemlich enttäuscht. Kein einziger Song war auch nur annähernd so gut wie „A Glass Of Champagne“. Ich hätte besser die Single kaufen sollen. Es war der typische Fehlgriff eines unerfahrenen Elfjährigen. Das doofe 20er-Jahre-Nostalgie-Image der Band, mit ihrem Nickolodeon und Glockenspiel, Matrosenhemden und Schlägermützen, sagte mir als Glamrock-Fan garnichts, das war Karneval. Es war der Dampfhammerbeat und der strahlende Popchorus dieser einen Single, die auch heute noch gut sind und das Lied sogar für einen neuen Edit empfehlen könnten.
Letzten Sommer kam es in Düsseldorf zu einer unerwarteten Begegnung mit meinen frühen, kurzfristigen Helden Sailor: ich sollte nach einem ihrer Auftritte auflegen, kurios, kurios. Mein ehemaliger Star, Sänger Georg Kajanus, war schon lange nicht mehr dabei. Dafür erfuhr ich, dass Keyboarder Phil Pickett zwischenzeitlich Mitglied von, schau an, Culture Club war und unter anderem den Hit „Karma Chamaeleon“ mitverfasst hatte. Es war eine Schuhmessen-Party in einer Strandbar-Kulisse, das passte zur Band, sie machte schwer Stimmung, wie in die Jahre gekommene Urlaubs-Briten in Ibiza eben. Danach hatte ich leichtes Spiel.